Inken Weiand

"Bolle kommt zurück"

 

Taschenbuch, 155 Seiten

illustriert von Anna Schiller

ISBN: 978-3-946185-14-7

 

Bolle ist ein Hund.
Genau wie Puffi, Bello und Fredo von der Mühle.
Hunde können die besten Freunde sein.
Sie können frech sein, mutig oder ängstlich.
Dieses Buch erzählt von Julius, dem Helden.
Von Puffi, der aufpasst.
Von Bolle, der zurückkommt.
Und von vielen anderen.
Zwölf Hundegeschichten.

 

Rezensionen:

 

Bolle kommt zurück

 

Steffi ist sauer.

Sascha ist weg.

Sascha ist abgehauen.

Sascha ist gemein.

Das ist gemein, einfach abzuhauen.

Steffi sitzt jetzt mit den Kindern allein da.

Mit den Kindern und dem Hund.

 

Der Hund heißt Bolle.

Er ist klein und weiß mit Flecken und struppig.

Die Kinder heißen Moni und Jan.

Jan geht in die Schule. Moni geht in den Kindergarten.

 

Sascha ist gemein. Das ist gemein, einfach abzuhauen.

Sascha hat eine neue Freundin.

Steffi ist sauer und traurig.

 

Vormittags geht Steffi arbeiten.

Sie verkauft in der Bäckerei.

Sie weiß alle Preise auswendig.
Von den Brötchen und dem Brot und den Teilchen.

Steffi ist tüchtig.

Der Chef hat Steffi schon oft gelobt.

Steffi geht gerne arbeiten.

Die Leute in der Bäckerei sind nett.

 

Steffi arbeitet bis zum Mittag.

Mittags holt sie Moni aus dem Kindergarten ab.

Sie geht mit ihr nach Hause.

Sie stellt Kuchen aus der Bäckerei auf den Tisch.

Kochen wird sie abends.

Schon bald kommt Jan aus der Schule.

Dann essen sie zusammen.

 

Danach macht Jan Hausaufgaben.

Jan sitzt am Küchentisch.

Steffi passt auf.

Jan soll später gut lesen können. Nicht so wie Steffi.

Die Lehrerin hat Jan gelobt. Weil er so fleißig ist.

Steffi ist stolz auf Jan.

 

Nachmittags spielen die Kinder auf der Straße.

 

Steffi putzt und macht die Wäsche.

Manchmal kommt ein Brief.

Dann muss Steffi ihn lesen.

Früher hat Sascha die Briefe gelesen.

Steffi ist dumm, hat Sascha gesagt.

Sascha ist gemein.

Abends kocht Steffi etwas Gutes.

Nach dem Abendessen spielen die Kinder noch ein bisschen.
Dann gehen sie ins Bett.

 

Jetzt ist Nachmittag.

Steffi geht mit Bolle vor die Tür. Bolle muss mal.

Steffi geht die Treppe hinunter.

Steffi macht die Haustür hinter sich zu.

Sie geht mit Bolle die Straße entlang.

Da kommt der Park.

Im Park sind viele Leute mit Hunden.

Bolle geht gerne in den Park.

Bolle zieht an der Leine.

Er will überall hinlaufen.

Steffi macht Bolle los.

Jetzt ist er frei. Er kann laufen, wohin er will.

 

Bolle läuft zum Mülleimer.

Dort schnüffelt er herum.

Dann hebt er das Bein.

Dann läuft er weiter.

Bei einem Baum schnüffelt er wieder.

Er hebt wieder das Bein.

Dann läuft er weiter.

Bolle schnüffelt unter den Sträuchern.

Bolle hebt das Bein.

Bolle bückt sich.

Bolle schnappt sich etwas.

Was ist das? Ein Wurstbrot? Das darf Bolle nicht!

„Bolle!“, schreit Steffi.

 

Da rennt Bolle davon.

Steffi läuft hinterher.

„Bolle!“, schreit Steffi.

Bolle hört nicht.

Bolle hört einfach nicht.

Steffi rennt über die Wiese.

Bolle ist weg. Er ist zwischen den Bäumen verschwunden.

Was soll Steffi tun?

Steffi mag Bolle, auch wenn er wegläuft.

Die Kinder werden weinen, weil Bolle weg ist.

Steffi ist traurig.

„Bolle“, ruft sie. „Bolle! Wo bist du?“

Steffi rennt.

Sie sucht unter den Bäumen.

Sie sucht beim Mülleimer.

Sie sucht beim Kiosk.

Bolle ist weg.

Ein alter Mann schimpft.

„Immer diese Hundehalter!“, schimpft er. „Nie können die auf ihre Köter aufpassen!“

Steffi hat Bolle nicht mit Absicht laufen lassen.

Steffi steht neben dem Kiosk und weint.

 

Kevin arbeitet im Kiosk.

„Kann ich dir helfen?“, fragt er.

Steffi schüttelt den Kopf.

„Bolle ist weggelaufen“, sagt sie.

„Ist Bolle klein und gefleckt?“, fragt Kevin.

Steffi nickt.

„Dann ist er da hinten Richtung Spielplatz“, sagt Kevin.

Steffi läuft los.

„Warte“, ruft Kevin. „Ich helf dir suchen!“

Kevin sperrt den Kiosk zu.

Er hängt einen Zettel auf.

„Bin gleich wieder da“, steht darauf.

 

Kevin läuft neben Steffi her.

Sie laufen durch die Bäume. Da vorne ist der Spielplatz.

„Siehst du ihn?“, fragt Kevin.

„Nein“, sagt Steffi.

Es ist gut, Hilfe zu haben.

Es ist gut, dass sie nicht alleine ist.

Kevin und Steffi gehen zusammen weiter.

Sie finden Bolle nicht.

 

Steffi sieht auf die Uhr. Sie muss nach Hause.

Die Kinder kommen zurück. Sie spielen ja immer noch draußen.

Steffi muss ihnen die Tür aufmachen.

Kevin sagt: „Ich hänge einen Zettel auf am Kiosk. Gib mir deine Handy-Nummer.“

Steffi gibt Kevin die Nummer.

Kevin schreibt einen schönen Zettel:

 

„Kleiner, gefleckter Hund entlaufen.

Hört auf den Namen Bolle.

Bitte hier am Kiosk melden.“

 

Steffi geht nach Hause.

Die Kinder sind noch nicht da.

Bolle ist auch nicht da.

Steffi ist sehr traurig.

Endlich klingeln die Kinder. Steffi kocht schnell ein Essen.

 

An diesem Abend haben die Kinder keinen Hunger.
Steffi muss die Kinder trösten:

„Bolle ist tot!“ Jan schnieft.

„Bolle kommt nie wieder“. Moni weint.

„Bolle kommt bestimmt wieder“, sagt Steffi.

Aber sie glaubt selber nicht richtig daran.

Sascha ist auch weg und kommt nie wieder.

Wieso sollte Bolle wieder-kommen?

 

Die ganze Nacht ist Bolle weg.

Steffi ist traurig.

Das merken die Kollegen in der Bäckerei.

Steffi erzählt, dass Bolle weg ist.

Sie darf ein Bild von Bolle an die Tür kleben.

Steffi überlegt.

Wer soll das Schild zu dem Bild schreiben?

Es ist ihr ein bisschen peinlich, den Bäcker zu fragen.

Aber sie selbst kann nicht gut schreiben.

Jemand muss ihr helfen.

 

In der Frühstücks-Pause geht Steffi zu Kevin an den Kiosk.

Kevin guckt traurig. „Ich habe noch nichts gehört.“

„Kannst du mir noch so ein Schild schreiben?“, fragt Steffi. „Für die Bäckerei.“

Bestimmt wundert Kevin sich.

Steffi kann nicht gut schreiben. Lieber soll Kevin schreiben.

„Bitte“, sagt Steffi. „Du hast das so schön gemacht.“

Da schreibt Kevin das Schild.

Steffi hängt das Schild an die Tür der Bäckerei.

 

Am Nachmittag geht Steffi in den Park.

Mit den Kindern.

Die Kinder sollen auf dem Spielplatz spielen.

Steffi will Bolle suchen.

Die Kinder wollen auch lieber suchen.

Steffi, Moni und Jan laufen zwischen den Bäumen hin und her.

„Bolle!“, ruft Moni.

„Bolle!“, ruft Jan.

Bolle kommt nicht.

Moni guckt hinter den Büschen.

Jan guckt bei den Mülltonnen.

Steffi sieht im Sandkasten nach.

Bolle bleibt weg.

 

„Vielleicht hat ihn jemand mit nach Hause genommen“, sagt Kevin.

Kevin schenkt Steffi eine Tasse Kaffee.

Den Kindern schenkt er ein Eis.

Kevin ist nett.

Aber Bolle ist immer noch weg.

 

Am nächsten Tag schenkt der Bäcker Steffi Teilchen.

Eine ganze Tüte.

Steffi geht mit den Kindern in den Park.

Die Teilchen hat sie dabei.

Sie geht zum Kiosk.

Heute will sie mit Kevin zusammen nach Bolle suchen.

 

Olga ist die Mutter von Kevin.

Sie kümmert sich heute um den Kiosk.

Und sie passt auf die Kinder auf.

Sie sieht Steffi an.

Sie sagt: „Ist ja allerhand. Das ganze Theater für einen Hund.“

Aber sie lacht dabei.

Sie sieht die Tüte mit den Teilchen.

Sie nickt zufrieden.

Sie findet bestimmt gut, dass Steffi Teilchen mitbringt.

 

Steffi und Kevin gehen Bolle suchen.

Sie gehen zusammen durch den Park.

Steffi sieht Kevin an.

Kevin sieht gut aus.

Er hat einen ganz kurzen Bart und dunkle Haare.

Kevin ist nett.

Den ganzen Nachmittag sucht er mit Steffi nach Bolle.

Aber auch er findet Bolle nicht.

 

Steffi ist traurig und glücklich.

Komisch.

Komisch, dass man traurig und glücklich sein kann.

Am Kiosk trinken sie einen Kaffee.

Dann kümmert sich Kevin wieder um den Kiosk.

Olga fragt, wo Steffi arbeitet.

Beim Bäcker.

Olga nickt. Sie lacht.

 

Am Abend ruft Kevin bei Steffi an. Auf dem Handy.

„Ein Kunde hat einen Hund gesehen“, sagt Kevin. „Hinter dem Bolzplatz.“

Hinter dem Bolzplatz hat Steffi schon geguckt.

Immer wieder.

Aber Bolle hat ja Beine. Er kann ja herum-laufen, oder?

„Ich komme“, sagt Steffi. „Ich komme sofort.“

Die Kinder liegen schon im Bett. Die können mal ein bisschen allein bleiben.

 

Steffi läuft zum Park.

In der Jacken-Tasche hat sie ein bisschen Fleischwurst.

Für Bolle.

Kevin wartet schon auf Steffi.

Zusammen laufen sie zum Bolzplatz.

Steffi sieht sich um.

Ein dunkler Schatten schnuppert an einer Mülltonne.

„Bolle!“, ruft Steffi. „Bolle!“

Der Schatten hebt den Kopf.

Es ist Bolle.

Steffi hockt sich auf den Boden.

„Bolle“, ruft sie leise. „Bolle! Komm her!“

Steffi holt die Fleischwurst aus der Tasche. „Bolle!“

Bolle sieht auf. Er kommt ein wenig näher.

Er lauscht.

Dann rennt er los.

Bolle rennt Steffi in die Arme.

Bolle stürzt sich auf die Fleischwurst.

Er frisst sie in wenigen Bissen auf.

Er schleckt Steffi über das Gesicht.

„Ich geh dann mal“, sagt Kevin.

Als Steffi sich umdreht, ist Kevin weg.

 

Steffi knuddelt Bolle ganz feste.

Sie hält ihn gut am Halsband fest.

Die Leine liegt zu Hause.

Sie nimmt Bolle auf den Arm und geht nach Hause.

Steffi ist ein bisschen froh und ein bisschen traurig.

Froh ist Steffi wegen Bolle.

Warum sie traurig ist, weiß sie nicht.

 

Die Kinder sind wach, als Steffi kommt.

Bolle bellt ganz laut.

Jan und Moni kommen aus ihren Betten.

Sie umarmen Bolle.

Sie springen herum vor Freude.

 

Steffi gibt Bolle Futter.

Er hat großen Hunger.

Sie sitzen alle drei um Bolle herum.

Sie sehen ihm beim Fressen zu.

Sie sind froh.

 

Nachts wacht Steffi auf und lauscht.

Neben dem Bett hechelt Bolle.

Steffi lächelt und schläft wieder ein.

 

Am nächsten Morgen ist Steffi immer noch froh.

Auf der Arbeit singt sie vor sich hin.

Die anderen wundern sich.

„Bolle ist wieder da“, sagt Steffi.

Sie nimmt den Zettel von der Tür.

Kevin hat ihn geschrieben.

Steffi steckt den Zettel in ihre Hand-Tasche.

Ganz vorsichtig.

 

Steffi nimmt wieder eine Tüte Teilchen mit.

Am Nachmittag geht sie zum Park.

Mit den Kindern und Bolle.

Steffi stellt sich am Kiosk an.

Endlich ist sie an der Reihe.

„Ich hätte gerne einen Kaffee“, sagt sie.

 

Kevin lacht, als er Steffi sieht.

„Guten Tag, meine Dame!“, sagt er. „Hier ist ihr Kaffee.“

„Hast du ein bisschen Zeit?“, fragt Steffi.

 „Jetzt nicht. Aber in einer halben Stunde kommt Olga. Dann mache ich Pause.“

Steffi geht mit den Kindern und Bolle spazieren.

Eine halbe Stunde.

Dann gehen die Kinder auf den Spielplatz.

Steffi geht mit Bolle zum Kiosk.

Kevin steht schon da und wartet.

Er bückt sich zu Bolle. Er streichelt ihn.

„Du hast ganz schönen Ärger gemacht“, sagt er.

Steffi nickt.

 

„Ich dachte schon, du kommst nicht mehr“, sagt Kevin.

Er sieht Steffi an. Er hat blaue Augen. Ganz blaue.

Steffi muss ihn immer angucken.

Sie lächelt ein bisschen.

Da lächelt Kevin auch.

Er freut sich über die Teilchen.

Nebeneinander sitzen sie auf der Bank.

„Kommst du mal wieder?“, fragt Kevin.

„Zu dir?“

Kevin nickt.

„Jeden Tag, wenn du willst!“

Plötzlich liegt Kevins Hand auf Steffis Hand.

Sie ist ganz warm. Warm und fest.

„Steffi“, sagt Kevin.

Steffi wird es ganz warm.

Und dann küsst Kevin Steffi.

Ganz sanft küsst er sie. Nicht wie dieser Sascha. Ganz sanft küsst Kevin Steffi.

Steffi ist glücklich. Richtig glücklich.