Buchcover Adile mischt sich ein: eine junge Frau mit Kopftuch steht im Winter unter einer Brücke. Sie hält die rechte Hand auf.

Almut Anders

"Adile mischt sich ein"

 

Taschenbuch, 121 Seiten

ISBN: 978-3-946185-03-1

 

In Einfachem Deutsch über das Ankommen in Deutschland

und über Verantwortung.

Empfohlen für Deutschlerner.

 

 

Rezensionen:

1. Halteknopf


Adile ist eingeladen. Zu Kaffee und Kuchen.
Am Nachmittag bei Christa.
Christa ist ihre Lehrerin.
Sie gibt Deutsch·Unterricht im Wohnheim.
Adile liebt Süßes. Und Kuchen ganz besonders. Adile macht sich schön.
Sie nimmt das blaue Kopftuch.


Adile guckt auf den Zettel.
Christa hat den Weg aufgezeichnet, damit sie
das Haus findet.
Adile geht zur Haltestelle.
Sie muss mit der Linie 21 fahren.
Sie ist aufgeregt.
Sie fährt zum ersten Mal alleine Bus.
Der Bus kommt.
Adile steigt ein.
Sie legt dem Busfahrer das Geld hin.
Sie hat es vorher abgezählt.
Sie lächelt.
Man muss freundlich sein, sagt Christa.
„Guten Tag“, sagt Adile.
Der Busfahrer guckt auf das Geld.
„So viel Kleingeld“, schimpft er.
Er zählt genau nach.
Er zählt wieder.
Dann brummt er etwas.
Dann gibt er Adile das Ticket.


Adile setzt sich neben die Tür.
Sie muss 7 Haltestellen fahren.
Dann ein paar Meter laufen.
Zum Amselweg.
Adile zählt die Haltestellen.
1, 2.
Sie passt genau auf.
Sie will richtig aussteigen.
Sie will pünktlich sein.
In Deutschland muss man pünktlich sein.
Sagt Christa.
Die 3. Haltestelle.
Da steigt eine Frau ein.
Sie hat einen roten Mantel an, mit schwarzen Knöpfen. Die Frau setzt sich neben Adile.
Die Frau guckt böse. Sie macht sich breit.
Adile macht sich schmal.
Adile guckt aus dem Fenster.
Es ist schon fast dunkel. Und kalt.
Es ist Februar. Es ist Winter.
Christa hat ihr einen Schal geschenkt.
Den hat Christa selbst gemacht.
Aus Wolle.
Er ist weich. Und weiß.
Wie Schnee. Bloß wärmer.
Adile kuschelt sich in den Schal.


Christa ist nett. Sie hilft Adile mit den schwierigen Wörtern.

Wie sie richtig ausgesprochen werden.
Es gibt viele schwierige Wörter.
Aufenthalts·Erlaubnis ist so ein Wort.


Der Bus hält. Adile erschrickt.
Sie hat geträumt.
Ist das der 4. Halt?
Oder schon der 5. Halt?
Sie guckt auf den Zettel.
Sie guckt auf den Plan.
Sie guckt aus dem Fenster.
Amselweg muss sie aussteigen.
Sie guckt auf die Anzeige.
Wo ist sie? Was soll sie tun?
„Ihr müsst fragen“, sagt Christa immer.
Christa schreibt alle Worte an die Tafel.
Auch die schwierigen.
Dann sprechen alle die Wörter nach.
Einer nach dem anderen.
Im Unterricht ist fragen einfach.
Im Bus ist es schwer.
Und die Frau im roten Mantel guckt böse.
Wie soll sie da fragen?
Die Tür geht zu.
Der Bus fährt los.


Adile guckt aus dem Fenster.
Hier sieht alles fremd aus.
Die Straßen sind gerade.
Mit Bäumen rechts und links.
Die Häuser sind klein.
Sie haben nur ein Stockwerk.
Eines ist neben dem anderen.
Adile holt tief Luft.
„Bitte“, sagt sie zu der Frau mit dem roten Mantel.
„Amselweg. Wo muss ich aussteigen?“
Die Frau sieht sie an.
Sie macht große Augen.
Bestimmt wundert sie sich, weil Adile so nett fragt.„Nächste Haltestelle“, sagt sie
Und rutscht ein Stück zur Seite.
Adile steht auf.
„Den Halte·Knopf drücken!“, ruft die Frau.


Adile nickt.
Schon wieder ein schwieriges Wort.
Was bedeutet „Halte·Knopf“?
Sie steht im Gang.
Der Bus fährt schnell.
Er fährt und fährt.
Die Frau zeigt auf den roten Punkt an der Stange.
Jetzt begreift Adile.
Da ist ein Schild.
Darauf steht „Stopp“.
Das ist der Halte·Knopf!
Sie drückt den Knopf ganz fest.
Der Bus bremst.
Adile kann sich gerade noch festhalten.
Die Tür geht auf sie steigt aus.
„Danke“, ruft sie.
Sie winkt der Frau im roten Mantel zu.
Die winkt zurück.
Sie guckt jetzt viel freundlicher.


Adile sieht sich um.
Über der Haltestelle steht „Amselweg“.
Hier ist sie richtig.
Adile guckt auf den Zettel mit der Zeichnung.
Nun muss sie nach rechts gehen.
Und bis zur Haus·Nummer 21 laufen.